Das derzeitige System führe dazu, dass selbst geringe Veränderungen im Wähleranteil zu massiven Sitzverschiebungen führen oder undurchsichtige Listenverbindungen unverdiente Mandate ermöglichen. Ueli Fisch, Präsident des Initiativkomitees, erklärt, dass die Initiative das Prinzip der Gleichbehandlung aller Stimmen stärken soll, unabhängig davon, wo jemand lebt oder welche Partei gewählt wird. «Jede Stimme muss gleich viel zählen», so Fisch.
Als Beispiel für die Verzerrungen nennt Ueli Fisch die letzten Grossratswahlen: «Bei den letzten Grossratswahlen verloren die Grünliberalen trotz nur 1.1 % weniger Wähleranteil gleich drei Sitze – ein Drittel der Fraktion, denn in drei Bezirken wurde ihr Wähleranteil 'abgerundet'; der Wähleranteil im Kanton hätte weiterhin 8-9 Sitze bedeutet. Fisch betont, dass die Initiative nicht nur die GLP betreffe, sondern ein grundlegendes Prinzip.
Die Initiative schlägt als Lösung den Doppelproporz nach Pukelsheim vor. Dieses System wurde bereits in zehn Schweizer Kantonen erfolgreich eingeführt. Laut dem Initiativkomitee sorgt es für mehr Fairness, stärkt die Akzeptanz der Wahlergebnisse und führt zu einer genaueren Abbildung der Parteienstärken im Parlament. Der international anerkannte Gallagher-Index bestätige, dass der Doppelproporz die Zusammensetzung der Parlamente besser an den tatsächlichen Wählerwillen anpasst. «Die Verteilung nach dem neuen Modell ist darum demokratischer», sagt Christian Mader, Kantonsrat der EDU.
Die Debatte im Thurgauer Grossen Rat im Mai 2025 zeigte, dass grosse Parteien das bestehende System, von dem sie profitieren, nicht ändern wollen. Elisabeth Rickenbach, Vizepräsidentin des Initiativkomitees, betont, dass der Doppelproporz keine Listenverbindungen mehr benötigt. Dadurch werde sichergestellt, dass die Stimmen der Wählenden der Partei zugerechnet werden, für die sie abgegeben wurden, ohne in undurchsichtigen Verbindungen zu verschwinden. «Jede Stimme ist und bleibt dort, wo sie gewählt und gewollt ist – direkt, nachvollziehbar und fair ohne Kompromisse», sagt Pascal Singh, Präsident von Aufrecht TG.
Das Komitee ist überzeugt, dass der Doppelproporz problemlos umsetzbar ist. Stefan Leuthold, Kantonsrat und Parteipräsident der GLP Thurgau, weist darauf hin, dass mit den heutigen technischen Möglichkeiten eine Umstellung lediglich eine Frage des «Wollens» sei. Die Initiative sei ein wichtiger Schritt zu mehr Gerechtigkeit, Transparenz und demokratischer Legitimität.
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Stehend von Links: Christian Mader (EDU), Didi Feuerle (Grüne), Stefan Leuthold (GLP), Elisabeth Rickenbach (EDU), Ueli Fisch (GLP). Hauernd: xxx, Pascal Singh (Aufrecht).