Dienstag, 29. August 2023

Solaroffensive bringt viel Arbeit für den Thurgau

Die Thurgauer Solarinitiative für eine Solar-Offensive in unserem Kanton wurde am 12. Mai 2023 gestartet durch die Thurgauer Oekoallianz, bestehend aus den Grünliberalen, den Grünen und der SP. An einem heissen Sommerabend im Frauenfelder Rathaus präsentierten Experten in fünf praxisbezogenen Referaten Herausforderungen und Lösungen zum beschleunigten Ausbau der Solarstrom-Gewinnung.

Die Thurgauer Solarinitiative für eine Solar-Offensive in unserem Kanton wurde am 12. Mai 2023 gestartet durch die Thurgauer Oekoallianz, bestehend aus den Grünliberalen, den Grünen und der SP. An einem heissen Sommerabend im Frauenfelder Rathaus präsentierten Experten in fünf praxisbezogenen Referaten Herausforderungen und Lösungen zum beschleunigten Ausbau der Solarstrom-Gewinnung.

 

Mit einem beschleunigten Ausbau kann die Solarenergie, zusammen mit Wasser- und Windenergie, beim Wegfall der AKW ab 2035 den steigenden Strombedarf decken. Batterien in Elektrofahrzeugen, in Gebäuden und Netzen sorgen für Kurzzeitspeicherung und Netzstabilität. Längerfristig kann der PV-Stromüberschuss - welcher vor allem im Sommer vorhanden sein wird - nutzen zur Erzeugung von Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen, welche einerseits als Langzeitspeicher dienen und für die Luftfahrt verwendet werden können.

 

In Frauenfeld realisiert derzeit die Firma Hugelshofer Logistics ein Leuchtturmprojekt für die E-Mobilität im Güterverkehr. Bis im Jahr 2030 sollen rund 70 Elektro-Lastwagen im Einsatz stehen. Diese werden vor allem nachts eingesetzt und können deshalb tagsüber vor Ort geladen werden, ideal für die Nutzung von Solarenergie. Deshalb realisiert Hugelshofer Gross-Solaranlagen auf ihren Dächern und auf einem neu gebauten Truckport mit 14 Hochleistungs-Ladestationen und zwei Trafostationen.

 

Parallel zum Ausbau von PV-Anlagen müssen auch die Stromnetze optimiert und ausgebaut werden. In einem ersten Schritt geschieht dies durch Lastmanagement, d.h. durch zeitliche Verteilung der Netzbelastung, um die bestehende Anschlussleistung optimal auszunutzen, sowie durch Stromspeicher. Bei Solar-Grossanlagen ist jedoch ein Netzausbau durch zusätzliche Trafostationen und Leitungsverstärkungen nötig. Oft erschweren veraltete Reglemente und unterschiedliche Tarife den Solar-Ausbau. Ein Problem, welches im Kanton Thurgau mit rund 90 Elektrizitätsversorgern besonders verbreitet ist.

 

Als Argument gegen PV-Anlagen wird oft der Ressourcen-Verbrauch und mangelndes Recycling moniert. Moderne PV-Module bestehen zu 80% aus Glas. Die weiteren Bestandteile sind Silizium-Wafer, Kunststoffe und Metalle (Verbindung und teilweise Rahmen). Die Metalle können beim Recycling leicht abgetrennt werden. Das Glas und die Silizium-Wafer werden nicht separat rezykliert, sondern meist zu Glaswolle als Dämmmaterial in der Baubranche verarbeitet. Der verbleibende Kunststoff (vor allem Verbundfolie und Kabelisolation) wird oft in der Zementindustrie energetisch verwertet.

 

Eine Solaranlage auf dem eigenen Dach muss keine finanzielle Belastung für den Hausbesitzer bedeuten. Man kann das Dach auch vermieten, von günstigem Eigenstrom profitieren und auch noch Gewinne erwirtschaften. Dazu wurden erfolgreich umgesetzte Modelle vorgestellt.

 

Nach den lehrreichen Präsentationen entwickelte sich eine lebendige Diskussion. Bedenken bestehen vor allem, ob die Lieferung von Anlagen-Komponenten und vor allem die Kapazität der Installationsfirmen dem ambitiösen Wachstum folgen können. Als Antwort dazu wurde auf die neue Solarteur/in-Lehre verwiesen und die gewaltigen Investitionen, welche getätigt werden, um die Produktion von Photovoltaik-Modulen zurück nach Europa zu bringen.

Des Weiteren wurde betont, dass die Energiewende nicht nur Solar-Energie betrifft, sondern dass es dazu einen Mix mit Wasser, Wind, Geothermie und Biomasse braucht, sowie mehr Energieeffizient. Aus Sicht der Veranstalter bestätigten die Voten aus dem Publikum, dass der beschleunigte Solar-Ausbau überfällig ist. Gastgeber Marco Rüegg: «Es wird viel Arbeit auf den Thurgau zukommen und das lokale Gewerbe wird gestärkt.»

Bildlegende: Die Referierenden des Solar-Anlasses (von links): Kenny Greber (SP), Simon Vogel (Grüne), Domenic Denoth (Helion), Roger Langenegger (Solarify), Roman Eppenberger (SENS eRecycling), Marco Rüegg (GLP), Michael Weber (Power+), Ilona Gähwiler und Vinzenth Wieser (beide Ampere Dynamic).