Mittwoch, 12. Januar 2022

Revalisierung der Thurmündung - ein Projekt für Menschen und Natur

Die GLP Thurgau will die Revitalisierung der Murgmündung vorantreiben. Diese böte für den Thurgau die grosse Chance, ein «wahres Naturjuwel» zu schaffen, welches in seiner Weise und Vielfalt einzigartig wäre und weit über Frauenfeld hinausstrahlen würde.

 

Mit dem Titel "O Land, das der Thurstrom sich windend durchfliesst ..." *( reichten Nicole Zeitner, Stefan Leuthold und 44 Mitunterzeichnende am 12. Januar 2021 im Grossen Rat eine Interpellation ein bezüglich der Renaturierung der Thur im Sektor Murgmündung bis Niederneunforn.

 

Wortlaut der Interpellation

Die unserem Kanton namensgebende Thurwird als Wildbach bezeichnet. Ihr Ursprung liegt in den Voralpen; ihre Abflussmenge wird durch keinen See ausgeglichen. Die Thur kann sich daher - je nach Witterung - innerhalb von Stunden vom sanften Flüsschen in einen tosenden Strom verwandeln.

 

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden deshalb mehrere Thurrichtprojekte, um die Thur zu zähmen und dem Fluss Land für andere Nutzungen abzuringen. Dies geschah auch zur Vermeidung von Überschwemmungen von Siedlungen, Infrastrukturen und Landwirtschaftsflächen sowie zur Sicherung der Grundwasservorkommen. Viele Auengebiete wurden durch die Flusskorrektionen zerstört. Thur und Seitengewässer wurden kanalisiert, ihre Ufer hart verbaut. Das führte zu Sohlenerosion und zu Artenschwund bei Flora und Fauna. Aktuell kann maximal noch ein Fünftel der Thurufer als naturnah bezeichnet werden.

 

Im Rahmen der 2. Thurkorrektion wurde vor rund 20 Jahren das Gebiet «Schaffäuli» bei Niederneunforn revitalisiert. In diesem Flussabschnitt ist nun eine zusammenhängende Auenlandschaft mit grosserArtenvielfalt entstanden. Auch kleinere Revitalisierungen zwischen Frauenfeld und der Zürcher Grenze haben lokal abwechslungsreiche und dynamische Strukturen geschaffen. An diesen Stellen ist die Thur auch wieder zum Ausflugsgebiet mit hohem Freizeit- und Erholungswert geworden.

 

Der Regierungsratwird in diesem Zusammenhang ersucht, die nachfolgenden Fragen zu beantworten:

 

  1. Welche Folgen (positive und negative) sind seit derAufweitung derThur bei Niederneunforn im revitalisierten Abschnitt «Schaffäuli» zu beobachten?
  2. Welche Erkenntnisse lassen sich daraus ableiten?
  3. Wie verhält sich das Gebiet bei Hochwasser?
  4. Beeinftusst die Revitalisierung das Grundwasservorkommen?
  5. Aktuell ist die Mündung der Murg in die Thur auf dem Gebiet der Frauenfelder Allmend weitgehend verbaut. In welchem zeitlichen Rahmen wäre eine Revitalisierung der Murgmündung, die touristische Aufwertung und Vernetzung dieses Gebietes mit dem städtischen Murg-Auen-Park realistisch und möglich?
  6. Wo liegen die grössten Herausforderungen für eine zeitnahe Umsetzung?
  7. Welchen Einfluss hätte die Revitalisierung der Murg-Mündung in die Thur auf die Vernetzung mit dem Gebiet «Schaffäuli» bei Niederneunforn?

 

Dem Regierungsrat wird im Voraus für die Beantwortung der Fragen gedankt.

 

Frauenfeld, 12. Januar 2022

Nicole Zeitner                             Stefan Leuthold

 

*) Thurgauerlied, 1. Zeile der 2. Strophe. Melodie: Johannes Wepf (1810-1890), Text: Johann Ulrich Bornhauser (1825-1848).